Im Jahr 2000 verfügte die Sparkasse Elbe-Elster über 30 Geschäftsstellen und vier Selbstbedienungsgeschäftsstellen. Ganz neu kam die sogenannte virtuelle Geschäftsstelle hinzu. Sie ermöglichte den Abruf des gesamten Spektrums an Produkten auf www.spk-elbe-elster.de. Dieser neue Vertriebskanal zeichnete sich durch eine besonders übersichtliche und kundenfreundliche Benutzerführung aus. Heute heißt die Onlinepräsenz „Internet-Filiale“.
Werbefaltblatt der Sparkasse Elbe-Elster
Kredite für junge Eheleute
Die Sparkassen hatten in der DDR die staatliche Sozialpolitik zu unterstützen. So verordnete der Ministerrat etwa 1972, dass sie jungen Eheleuten unter bestimmten Bedingungen zinslose Darlehen gewähren sollten. Die Geburt von Kindern führte dazu, dass die Kredite teilweise oder vollständig erlassen wurden. Auf diese Weise wollte die Regierung die demografische Entwicklung positiv beeinflussen. Allein bis Ende August 1975 kam es zum Beispiel bei der Kreissparkasse Finsterwalde zu 441 Krediterlassen.
Zeichnung in der Informationsbroschüre „Junge Ehe“, 1972 (Historisches Archiv des OSV)
Werbung für die Küchenmaschine Komet, 1969 Auch Küchengeräte konnten über Kredite finanziert werden. (Historisches Archiv des OSV)
In der Planwirtschaft
Nach der Währungsreform 1948 wurde das gesamte Kreditwesen im sowjetischen Besatzungsgebiet in die Planwirtschaft einbezogen. Die Sparkassen erhielten unter anderem ein zu erreichendes Spareinlagensoll als Vorgabe. Im sozialistischen Kreditwesen gab es eine strikte Aufgabenteilung. Kundengruppen wurden zugewiesen. So führten die Sparkassen ab 1952 zum Beispiel alle Konten von privaten Kleinbetrieben. Diese Beschränkung fand sich 1956 im Einheitsstatut der volkseigenen Sparkassen wieder.
Diapositiv für die Kinowerbung, 1951 (Historisches Archiv des OSV)
Auszug Statut der volkseigenen Sparkassen der DDR, 15.03.1956 (Historisches Archiv des OSV)
Festveranstaltung der Kreissparkasse Herzberg, 1958 Im Rahmen der Sparwochen wurden große Werbeanstrengungen unternommen.
Hauptaufgaben der DDR-Sparkassen, 1971
Der Staat haftete gemäß diesem Statut für die Einlagen. Die kommunale Gewährträgerschaft entfiel. Verwaltungsrat und Kreditausschuss existierten nicht mehr. Ein vom Rat des Kreises berufener Direktor leitete die Sparkasse. Die Sammlung von Ersparnissen der Bevölkerung gehörte zu den Hauptaufgaben. Es gab damals verschiedene Zwecksparformen. Im Rahmen von Sparwochen wurden große Werbeanstrengungen unternommen.
Eine weitere wichtige Aufgabe der Sparkassen im Sozialismus stellte die Finanzierung des Wohnungsbaus dar. Dieser wurde staatlich gelenkt. Zwischen 1958 und 1970 waren die Sparkassen nicht nur für private, sondern auch für volkseigene und genossenschaftliche Bauvorhaben zuständig. Individuelle Projekte von Bürgern ließen sich wegen politischer Vorgaben nur in begrenztem Umfang realisieren. Oft mangelte es an Baumaterial. Auch als der Eigenheimbau auf Anweisung der DDR-Regierung intensiviert werden sollte, konnte zum Beispiel die Kreissparkasse Finsterwalde 1973 nur 272 Eigenheimbaukredite über 3,8 Millionen Mark im Bestand verzeichnen.
Neuanfang nach dem Krieg
Im Sommer 1945 ordnete die sowjetische Besatzungsmacht die Schließung und Neugründung der Sparkassen an. Die Stadtsparkasse Kirchhain eröffnete jedoch nicht neu, sondern wurde im Herbst des Jahres eine Zweigstelle der neuen Kreissparkasse Luckau.
Die Sparguthaben ließen die Sowjets zum Stand des Kriegsendes 8. Mai 1945 einfrieren, aber 1946 für Kleinsparer und Bedürftige teilweise freigeben. 1948 wurde die Umwertung der Altguthaben aus dem „Dritten Reich“ in eine Anleihe verfügt. Sparer mussten einen Antrag zur Guthabenbescheinigung stellen, um Anteilrechte zu erhalten.
Werbeplakat, 1946/47 (Historisches Archiv des OSV)
Beschäftigte der Kreissparkasse Herzberg im Demonstrationszug am 1. Mai 1951
Wie 1933, so bedeutete auch 1945 die kommunale Bindung der Sparkassen die unmittelbare Integration in ein politisches System. Die notwendige Entnazifizierung nach dem Ende der NS-Herrschaft diente als Instrument zur Durchsetzung des kommunistischen Herrschaftsanspruchs. Freigewordene Stellen in den Verwaltungen wurden nicht gleichberechtigt mit Mitgliedern anderer zugelassener Parteien besetzt. Die Leitungspositionen in den kommunalen Sparkassen waren politisch Zuverlässigen vorbehalten.
Im Nationalsozialismus
Die Sparkassen als öffentlich-rechtliche Kreditinstitute wurden 1933 gleichgeschaltet. Menschen ohne „arische“ Abstammung und politisch Missliebige ließ das NS-Regime aus Verwaltungsorganen und Personal entfernen.
Die Sparkassen hatten dem Wohl der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft zu dienen. Das Sparen wurde ideologisch aufgeladen und „nationale Pflicht“. So verkündete etwa die gleichgeschaltete Stadtsparkasse Mühlberg 1934, dass diejenigen, die ihre Spargelder nicht zur Sparkasse brächten, „Volksschädlinge“ seien.
Werbeplakat, 1936 (Historisches Archiv des OSV)
Auszug aus dem Werbeheft „Das Spar-ABC“, 1936 (Historisches Archiv des OSV)
Werbeplakat für das Sparen an der Heimatfront, 1940 (Historisches Archiv des OSV)
Verbandsrundschreiben, 23.12.1941 (Historisches Archiv des OSV)
Feier des 75. Jubiläums der Stadtsparkasse Mühlberg, 1941 (Kreisarchiv des Landkreises Elbe-Elster)
Im Zweiten Weltkrieg wurde sehr viel Geld bei den Sparkassen gespart, vor allem wegen den beschränkten Konsummöglichkeiten. So gab es zum Beispiel 1944 bei der Stadtsparkasse Finsterwalde 40,8 Millionen Reichsmark Spareinlagen.
Der Staat nutzte die Einlagen der Kunden für Aufrüstung und Kriegsführung. Die Sparkassen investierten dafür verstärkt in Reichsanleihen. So kaufte etwa die einlagenstärkste Sparkasse in der Region, die Kreissparkasse Liebenwerda, 1943 für 15,1 Millionen Reichsmark Reichsanleihen und Reichsschatzanweisungen.
Das NS-Regime enteignete auch jüdische Sparkassenkunden. Eine Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 ermöglichte selbst eine kollektive Enteignung von ins Ausland geflohenen und dorthin deportierten Juden. Sie verloren ihre Staatsangehörigkeit und damit ihr Vermögen, das die Sparkassen abzuliefern hatten.
Das Sparkassenpersonal war lange Zeit fast ausschließlich männlich. In Kriegszeiten mussten viele Sparkassenangestellte an die Front. Weibliche Hilfskräfte wurden eingestellt. Aber teilwiese blieben auch diese nicht erhalten, sondern mussten kriegswichtige Arbeit in Rüstungsbetrieben verrichten. Die Einberufungen und Dienstverpflichtungen von Arbeitskräften ließen die Anforderungen an die verbliebenen Beschäftigten steigen. Bei der Schweinitzer Kreissparkasse reduzierte sich das Personal in den Jahren 1940 bis 1944 sogar um die Hälfte.
Geld zum Bauen
Ende der 1920er Jahre entstanden in den deutschen Ländern und Provinzen öffentliche Bausparkassen. Wer Baugeld für die Errichtung eines Wohnhauses brauchte, musste nicht unbedingt über lange Zeit den gesamten Betrag ansparen. Er konnte sich mit Gleichgesinnten zum gemeinsamen Sparen zusammentun.
Für die preußischen Provinzen Sachsen und Brandenburg wurden 1929 Bausparkassen gegründet. Die ersten Baugeldzuteilungen fanden am 10. Juli und 14. Dezember 1930 durch Auslosungen statt. Bekam der Bausparer die benötigten Geldmittel zugeteilt, wurde der bis dahin selbst erreichte Sparbetrag abgezogen. So ergab sich ein Tilgungsdarlehen. Als Sicherheit war eine Hypothek zugunsten der Bausparkasse aufzunehmen.
Werbeplakat, 1930 (Historisches Archiv des OSV)
Erster Weltspartag
Nach der verheerenden Inflation von 1923 musste das Spargeschäft wieder neu aufgebaut werden. Um Kredite an die Wirtschaft und für den Wohnungsbau ausreichen zu können, war die Bildung neuen Kapitals unabdingbar. Die Sparkassen intensivierten ihre Reklameaktivitäten. 1925 fand erstmals der Weltspartag in Deutschland statt. In den Folgejahren entwickelte er sich mit flächendeckenden Aktionen zum zentralen Werbetag der Sparkassen.
Werbeblatt der Sparkasse des Schweinitzer Kreises, 1930
Spardose der Kreissparkasse Liebenwerda mit Sinnspruch, um 1925 (Historisches Archiv des OSV)
Werbeanzeige für einen Sparautomaten, 1927 (Historisches Archiv des OSV)
Das Kleinsparen wurde forciert, zum Beispiel durch die Ausgabe von Heimspardosen an die Kunden. Den Schlüssel behielt die Sparkasse zur Leerung in der Geschäftsstelle. Die Kreissparkasse Liebenwerda hatte 1926 bereits 1.000 Spardosen ausgeliehen. Die Schweinitzer Kreissparkasse betreute damals 66 Schulsparkassen. Dort wurde die Jugend zur Sparsamkeit erzogen. Die Sparbeträge der Schulkinder nahm üblicherweise ein Lehrer entgegen, der diese bei der Sparkasse einzahlte.
Depots für Kriegsanleihen
Wenige Wochen nach Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 führte das Deutsche Reich die Kriegsfinanzierung durch öffentliche Anleihen ein. Die Allgemeinheit sollte durch Zeichnung den Krieg vorfinanzieren. Nach dem Sieg wollte man die Schulden den unterlegenen Gegnern aufbürden.
Feldpostkarte, 1918 (Historisches Archiv des OSV)
7. Kriegsanleihe, 1917 (Historisches Archiv des OSV)
Die Sparkassen investierten selbst in diese Wertpapiere und vermittelten sie an die Kundschaft. Ein Erlass vom 11. März 1915 erlaubte den preußischen Sparkassen offene Depots für Kriegsanleihen. Sie durften die Papiere der Kunden verwahren und verwalten. So kam das Wertpapiergeschäft in Schwung. Ende 1916 gab es beispielsweise bei der Stadtsparkasse Finsterwalde 1.176 Kunden mit offenen Depots und mit Wertpapieren von über 4,2 Millionen Mark.
Mit fünf Prozent Zinsen waren die Kriegsanleihen lukrativer als gewöhnliche Sparbücher. Trotzdem stiegen die Spareinlagen im Laufe des Krieges weiter, weil die Menschen durch die Kriegswirtschaft weniger Konsummöglichkeiten hatten. Die Sparkassen wiederum legten die Kundengelder verstärkt in den Reichsanleihen an, denn das Geschäft mit Hypothekenkrediten stagnierte.
In Deutschland kamen rund 97 Milliarden Mark durch die insgesamt neun Auflagen der Kriegsanleihen von 1914 bis 1918 zusammen. Auf die älteste Sparkasse in der Region, die Sparkasse des Schweinitzer Kreises, entfielen zum Beispiel 10,1 Millionen Mark. Ihre Kunden zeichneten 16,9 Millionen Mark.
Zahle bargeldlos!
Durch das Reichsscheckgesetz von 1908 erhielten die Sparkassen die passive Scheckfähigkeit. Preußen erlaubte am 20. April 1909 den Scheck- und Giroverkehr für Kontokorrentguthaben. Es gab bestimmte Bedingungen. Guthaben, die überwiesen werden konnte, mussten von den Spareinlagen getrennt geführt und gesondert angelegt werden.
Ansichtskarte, 1924 Brandenburgische Girozentrale in Berlin (Historisches Archiv des OSV)
Reklamemarke für den Giroverkehr (Historisches Archiv des OSV)
Die Stadtsparkasse Finsterwalde war das erste Vorgängerinstitut der Sparkasse Elbe-Elster, das den Giroverkehr nach einer am 31. Juli 1910 genehmigten Satzungsänderung einführte. Die Sparkasse verfügte Ende des Jahres bereits über 250 Kontokorrentkonten mit knapp 260.000 Mark Guthaben.
Finsterwalde war ab 1915 auch schon Mitglied im regionalen brandenburgischen Kommunalverband zur Abwicklung des Giroverkehrs. Dessen Verrechnungszentrale befand sich damals in Forst in der Lausitz und ab 1916 in Berlin.
Ältestes Sparbuch
Im Archiv der Sparkasse Elbe-Elster in Finstewalde liegen viele historische Sparbücher. Das älteste Sparkassenbuch stammt wohl von der Kreissparkasse Liebenwerda und wurde am 14. Januar 1896 ausgestellt. Damals hatten Sparbücher verschiedene Bezeichnungen und waren noch nicht einheitlich designt.
Quittungsbuch der Liebenwerdaer Kreissparkasse, 1896
erste Eintragungen im Liebenwerdaer Quittungsbuch, 1896-1910
Ordnungsgemäß wurde dieses Quittungsbuch vom Kuratorium (Verwaltungsrat) und vom Rendanten (Kassenführer) unterschrieben. Der Landrat Ernst von Bredow war bis 1900 Vorsitzender des Kuratoriums der Kreissparkasse und bestätigte mit seiner Unterschrift auch die erste Einzahlung von 150 Mark für einen Kunden aus Stolzenhain. Natürlich unterzeichnete auch der Rendant. Das entsprach dem vorgeschriebenen Vier-Augen-Prinzip. Am 9. Januar 1901 gab es jedoch keine zweite Unterschrift.
75 Taler für den Seilermeister
Die Spargelder der Kundschaft legte die Kreissparkasse sicher und gewinnbringend an. Im Schweinitzer Kreisblatt gab Landrat Sommer bekannt, dass man sich mit Darlehenswünschen vertrauensvoll an ihn wenden könne. Den ersten Hypothekenkredit erhielt am 7. September 1837 der Seilermeister August Schenke. Die Höhe belief sich auf 75 Taler.
Die Sparkassensatzung sah für diese Art der Kredite vor, dass maximal die Hälfte des bescheinigten Wertes des verpfändeten Grundstücks als Darlehen ausgereicht werden durfte.
Aus dem Ausgabejournal der Sparkasse von 1837 unter Nr.2 „Septb. 7. Erborgte an den Seilermeister Aug. Schenke hier gegen Hypothek auf ein Hasenwinckel […] 75. Thlr.“
Ausgabejournal der Kreissparkasse, 1837 mit Fraßschäden
Sparbuch Nummer 1
Es waren die beiden Kinder des Landrats, Marie und Hermann Sommer, die am Eröffnungstag die ersten sogenannten Einlagebücher ausgestellt bekamen. Die Tochter hatte 12 und der Sohn 8 Taler auf dem Sparkassenbuch. Außerdem gab es am 1. August 1837 noch zwei neue Kundinnen.
Einnahmebuch der Sparkasse des Schweinitzer Kreises, 1837
preußischer Taler, 1830 (Historisches Archiv des OSV)
Bald kamen immer mehr Menschen mit ihren Ersparnissen vorbei. Oft zahlten sie den erlaubten Höchstbetrag von 30 Talern ein. Die Satzung schrieb vor, dass nur kleinere Geldsummen angelegt werden durften.
Die Kreissparkasse ermöglichte das Vorsorgesparen für Notzeiten, das Alter und Krankheit. Aber auch für bestimmte Lebensziele konnte Geld angespart werden, wie zum Beispiel die Hochzeit oder die Eröffnung eines Gewerbebetriebes. Das Geld auf dem Herzberger Einlagebuch war dafür sicher und gut verzinst angelegt.
Sparbücher gehörten lange Zeit zu den einzigen Produkten, die Sparkassen ihren Kunden zur Geldanlage anboten. Sie waren regional unterschiedlich gestaltet und trugen verschiedene Bezeichnungen. Eines der ältesten Exemplare im Archiv der Sparkasse Elbe-Elster ist ein 1896 von der Kreissparkasse Liebenwerda ausgestelltes Quittungsbuch.